Ubi venisti, Johannes?

In Warschau angekommen und glücklich.

Die letzte Fahrt für einige Zeit über den Wiener Gürtel war letzten Samstag irgendwie etwas Besonderes. So ein bisschen auf die Art: Ich schätze die Dinge erst dann, wenn ich sie nicht mehr habe: Ich rede übrigens von Wien. Meine Wegbegleiter (für die ersten beiden Tage) und ich machten sich mit dem Auto auf den Weg und fuhren über Tschechien weiter nach Polen. Der erste ländliche Eindruck von Polen war etwas enttäuschend, weil ich das Gefühl hatte, dass sich in den letzten 25 Jahren nicht viel verbessert hat. Besonders auffallend waren die Straßen, die mich an mein Ziel führten. Diese Hauptroute ist eine Mischung aus einer Bundesstraße, Autobahn und einer Ortsdurchfahrt, wo regelmäßig Querungen, Ampeln und viele Schlaglöcher sind. Besonders zeichnen sich die sportlich, leicht aggressiven Fahrer aus, wenn sie mitten auf einer solchen Straße umkehren. Bei einer Geschwindigkeitsbeschränkung von 70 km/h kommt es auch mal vor, dass man plötzlich mit 150 km/h überholt wird 🙂 Eine Raststation ist oft eine Mischung aus einem Greißler und einem öffentlichen WC in einem Park mit dem Beigeschmack des Rotlichtmilieus des Wiener Praters. Worauf habe ich mich eingelassen?

Nach einer achtstündigen Autofahrt wurde ich von einer klassisch westlichen Stadt überrascht. Warschau beeindruckt bereits sobald man über die Stadtgrenze fährt. Ein klassisch gewohntes Städtebild von Mitteleuropa mit einem leichten Ost-Touch. Damit meine ich hauptsächlich Dinge, die noch an die Zeit des Kommunismus erinnern und der Stadt ein besonderes und eigenes Bild geben. Unternehmensberatungsagenturen, Banken, die großen Hotelketten et cetera gibt es genauso wie in Frankfurt am Main oder in London. Es macht sogar den Eindruck als wäre es die Wirtschaftshauptstadt von Osteuropa. Fast schon wie das Amen im Gebet sind in Osteuropa Vertreter der österreichischen Banken fast an jeder Ecke zu sehen. (Raiffeisen Polbank, Volksbank Leasing, Bank Pekao Unicredit)

Die ersten drei Tage nutzte ich auch für eine tägliche Laufrunde, wo ich immer versuchte Eindrücke aufzuschnappen. Oft sah ich auf der Straße eine Menschenschlange anstehend, um in eine Lottoannahmestelle zu kommen, um sich offensichtlich daran zu beteiligen, den Jackpot-Gewinner von 25.000.000 Zloty (= EUR 6 Mio.) und den Staat durch die bezahlten Beiträge zu finanzieren. Jeder entgegenkommende Läufer grüßte mich – ähnlich wie in Österreich die Biker – mit einem kurzen Handzeichen, das ich natürlich erwiderte.

Die gemietete Wohnung befindet sich in einem Sicherheitstrakt, wo ein Security regelmäßig Kontrollgänge absolviert und in der restlichen Zeit als eine Art Portier zur Verfügung steht und jede Ecke des Gebäudes mit einer Kamera überwacht. Wenn man mit dem Auto rausfahren möchte geht man zu ihm, sagt in meinem Fall sześć (für Wohnung 6) und man bekommt nach Ausweisüberprüfung einen Ausfahrtsjeton. Der Vermieter machte mich übrigens oft darauf aufmerksam, dass bei diesen warmen Temperaturen es reiche, wenn ich die Heizung auf max. 2-3 stelle, um überflüssige Kosten zu sparen.

Das bringt mich zu einem guten letzten Thema für heute: Das Wetter. Es ist bis jetzt täglich traumhaft sonnig, jedoch kommen die Temperaturen nie über 8-10 Grad hinweg. In den Nächten hat es immer um die Null Grad.

Morgen Mittwoch geht es dann zum ersten Mal in dieser Einführungswoche auf die Universität. Ich bin schon sehr gespannt, was uns dort erwarten wird.

Ubi venisti, Johannes?
Erster Eindruck: In eine bezaubernd, junge, belebte und tolle Stadt.

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